Ergebnisse des Fragebogens zur Situation und zu den Anliegen spanischsprachiger Familien in Mittelfranken , 2021 – Ergebnisse von Familien mit Kindern und angehenden Familien
Nürnberg, 9. Dezember 2021
Dieser Fragebogen ist Teil des Projekts AMitE („Arbeit mit Eltern“) der Konföderation der Spanischen Elternvereine in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Ziel, die Situation und die Anliegen spanischsprachiger Familien in Mittelfranken zu erfahren. Der Fragebogen wurde von María Pinto del Solo, Multiplikatorin des AMitE-Projekts, koordiniert und mit Mitteln des Bundesministeriums des Innern für Bau und Heimat und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge durchgeführt.
Es handelte sich um eine digitale Umfrage in spanischer Sprache, die zwischen dem 7. Oktober und dem 15. November 2021 über eine öffentlich zugängliche Internetverbindung durchgeführt wurde. Es wurde in Zusammenarbeit mit dem Nürnberger Migrantenverein INTERCULTURA deutsch-spanischer Verein für Bildungs- und Kulturarbeit e.V. verbreitet, vor allem durch die Weitergabe des Links in den sozialen Netzwerken und durch die Mitarbeiter und Teilnehmer an den Workshops und Kursen.
Der Fragebogen war anonym. Die erreichte Stichprobengröße betrug 128 Personen.
Die Ergebnisse in spanischer Sprache finden Sie unter diesem Link:
https://www.intercultura-nuernberg.de/encuesta/
In diesem Artikel werden die Situation und die Sorgen derjenigen dargestellt, die in Frage 6 antworteten, dass sie Kinder haben (n=76). Ein weiterer Raum ist den Anliegen zukünftiger Familien gewidmet, indem die Daten der Befragten berücksichtigt werden, die geantwortet haben, dass sie mit ihrem ersten Kind schwanger sind oder in den nächsten ein bis zwei Jahren Kinder bekommen wollen (n=18).
Die Situation der spanischsprachigen Eltern in Mittelfranken
Von den 128 Befragten gaben 59,3 % an, Kinder zu haben. Im Folgenden wird in diesem Artikel, sofern nicht anders angegeben, eine Stichprobengröße von 76 Personen (n=76) verwendet.
Das Profil der Befragten mit Kindern ist relativ homogen. Die meisten von ihnen sind Frauen (87 %), verheiratet (76 %), zwischen 25 und 59 Jahre alt (98 %), mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis (82 %) und Wohnsitz in Nürnberg (73 %). Die meisten von ihnen sind Familien mit 1 oder 2 Kindern (88 %) im Schul- und Vorschulalter (99 %).
Die Stichprobe setzt sich überwiegend aus Familien mit guter wirtschaftlicher Lage und einem qualifizierten akademischen Profil zusammen. 74,67 % der Befragten bezeichnen ihre finanzielle Situation als gut oder sehr gut. 74,80 % haben ein Hochschulstudium und 13,16 % eine Berufsausbildung.
Was den Geburtsort der Befragten betrifft, so wurden 68,4 % in Lateinamerika und 31,6 % in Europa geboren. Mexiko ist mit 28,95 % der Befragten besonders stark vertreten, Spanien mit 26,32 %.
Hinsichtlich der Nationalität des Partners geben 52,37 % an, dass ihr Partner aus einem deutschsprachigen Land (Deutschland, Österreich oder Schweiz) stammt. Diese Daten zeigen, dass in mehr als der Hälfte der Familien mehrere Kulturen sowie die spanische und die deutsche Sprache im Haushalt koexistieren.
Diese Realität spiegelt sich auch in den Gründen für die Entscheidung zur Auswanderung wider, denn 21,05 % der Befragten sahen, dass ihr Partner in Deutschland lebte.
Bemerkenswert ist, dass 47,37 % der Befragten ihrem Partner oder ihrer Partnerin gefolgt sind, entweder weil sie ein Arbeitsangebot in Deutschland erhalten haben (26,32 %) oder weil sie bereits in Deutschland lebten (21,05 %).
Mit großem Abstand folgen andere Gründe der persönlichen Motivation, die 26,32 % ausmachen. Sie unterteilen sich in folgende Motive: Ausbildung (11,84 %), Arbeit (10,53 %) und Erlernen der Sprache (3,95 %).
Die Gründe, die sich auf die schlechte Situation im Herkunftsland (Arbeitsmarkt oder persönliche Sicherheit) als Auslöser für die Abwanderung beziehen, machen nur 11,84 % aus.
Infolgedessen kamen die meisten Teilnehmer des Fragebogens erst im Erwachsenenalter nach Deutschland. 59,21 % waren bei ihrer Auswanderung über 30 Jahre alt.
Was die Dauer des Aufenthalts der Befragten in Deutschland betrifft, so ist die Stichprobe sehr gleichmäßig verteilt. Die Ergebnisse repräsentieren somit alle zeitlichen Etappen, die eine Familie im Integrationsprozess durchläuft.
Ebenso ist die Stichprobe gleichmäßig auf die verschiedenen Niveaustufen der deutschen Sprache verteilt: 31,58 % haben ein Anfängerniveau (A2 oder niedriger), 38,15 % ein mittleres Niveau (B1 oder B2) und 30,26 % ein hohes Niveau (C1 oder höher).
Da die Sprache eine wichtige Variable im Integrationsprozess ist, ist es wichtig, die Sprachkenntnisse mit der persönlichen Wahrnehmung zu vergleichen, ob man sich in Deutschland integriert fühlt oder nicht.
Nur 10,53 % der Befragten fühlen sich im Land voll integriert, obwohl 30,26 % die Sprache fließend beherrschen (sie haben mindestens das Niveau C1 in Deutsch). Versteht man das B2-Niveau als ausreichende Sprachkenntnisse, um einen Integrationsprozess erfolgreich durchzuführen, sind die Zahlen noch auffälliger, denn das bedeutet, dass sich nur 10,53 % der Befragten als voll integriert betrachten, obwohl mehr als die Hälfte (51,19 %) die Sprache sprechen.
Diese Ergebnisse veranlassen uns, nach anderen Variablen zu suchen, die das Gefühl der Integration zusätzlich zu den Sprachkenntnissen stark beeinflussen. Der Klassiker ist die Arbeit. Was die Beschäftigungssituation der Befragten betrifft, so sind 55,26 % derzeit in Deutschland tätig.
Von den Erwerbstätigen sind 19,05 % selbständig und 80,95 % haben einen Vollzeit- (42,86 %), einen Teilzeit- (35,71 %) und einen Minijob oder ähnliche Verträge (2,38 %). Was die Tätigkeitsbereiche anbelangt, so sind die meisten Personen in folgenden Bereichen beschäftigt: Architektur und Ingenieurwesen mit 19,05 %, Büro- und Verwaltungsdienstleistungen mit 16,67 %, Bildung und Ausbildung mit 11,9 % und medizinische Versorgung mit 9,52 %. Es ist anzumerken, dass 16,67 % der Befragten meinen, dass ihr Berufsfeld in keine der vorgeschlagenen Kategorien fällt.
Mehr als 60 % der erwerbstätigen Befragten sind mit ihrer Beschäftigungssituation ziemlich oder vollkommen zufrieden, und nur 14,28 % sind überhaupt nicht oder nur minimal zufrieden. Die Mehrheit (79,19 %) ist außerdem der Ansicht, dass die Arbeit, die sie verrichten, ihren akademischen Qualifikationen entspricht. Dennoch fühlen sich nur 16,67 % von ihnen in Deutschland voll integriert.
Der Grad der Zufriedenheit mit der Beschäftigungssituation derjenigen, die nicht arbeiten, ist sehr unterschiedlich. Die meisten von ihnen sind Hausfrauen (69,7%), gefolgt von Personen in Ausbildung (15,15%) und Arbeitslosen (12,12%). Keiner dieser Menschen ist mit seiner Arbeitssituation völlig zufrieden. Fast die Hälfte, 48,48 %, ist überhaupt nicht oder nur geringfügig zufrieden.
In dieser Gruppe von Befragten, die Arbeit nicht als integrierenden Faktor sehen, gibt es einen beträchtlichen Prozentsatz von Personen, die sich nicht integriert fühlen (23,53 %), aber es gibt auch eine noch größere Gruppe von Befragten (29,41 %), die sich einigermaßen oder vollständig integriert fühlen, obwohl sie nicht arbeiten.
Ein direkter Vergleich zwischen dem Integrationsgefühl derjenigen, die arbeiten, und derjenigen, die nicht arbeiten, zeigt die Bedeutung der Arbeit als positive Variable für die Integration. Es zeigt sich jedoch auch, dass das Fehlen eines Arbeitsplatzes nicht zwangsläufig bedeutet, dass man sich nicht integriert fühlt, ebenso wie das Vorhandensein eines Arbeitsplatzes nicht unbedingt bedeutet, dass man sich integriert fühlt. Darin spiegelt sich eine bekannte Tatsache wider: Der Integrationsprozess ist ein sehr komplexer Vorgang, der viele Variablen umfasst, die sich nicht auf eine gute Beschäftigungssituation oder ein kompetentes Sprachniveau reduzieren lassen.
Um zu versuchen, weitere Variablen zu erfassen, die vermutlich den Integrationsprozess spanischsprachiger Familien in Mittelfranken beeinflussen, wurde ihnen die Frage „Inwieweit haben die folgenden Aspekte Ihr Wohlbefinden in Deutschland behindert?“ mit 18 geschlossenen Aspekten gestellt, die sie auf einer qualitativen Skala mit den Optionen „gar nicht“, „ein wenig“, „regelmäßig“, „ziemlich“ oder „sehr“ bewerten sollten.
Kommunikationsschwierigkeiten und die Schwierigkeit, den Beruf auszuüben, der im Herkunftsland ausgeübt wurde, scheinen die Probleme zu sein, die das Wohlergehen der Mehrheit der Befragten am meisten beeinträchtigt haben. Zwei weitere sehr wichtige Aspekte sind das Fehlen von Unterstützungsnetzen und die Unkenntnis des deutschen Systems.
Weitere Aspekte, die das Wohlbefinden beeinträchtigen, wenn auch in geringerem Maße, sind die fehlende Anerkennung von Qualifikationen, die fehlende Beschäftigung, die mangelnde Kenntnis der deutschen Kultur und Traditionen sowie die persönliche Unsicherheit.
All diese Aspekte gehören zum Aufgabenbereich von Migrantenverbänden als Brückenbauer zur Integration:
-Schulungs- und Informationsarbeit über das deutsche System und die deutsche Kultur übernehmen.
-Aufbau und Stärkung von Unterstützungsnetzen.
-Unterstützung einzelner Situationen durch Beratung, Betreuung und Begleitung.
-durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die aktive Beteiligung an der Gesellschaft durch freiwillige Arbeit, insbesondere für diejenigen, die nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sind.
Um die Beziehung der Befragten zu Migrantenverbänden zu ermitteln, wurden sie gefragt, ob sie seit ihrer Ankunft in Deutschland Kontakt zu einem solchen Verein hatten, mit dem Ergebnis, dass nur 37 % der Befragten Kontakt zu einem Migrantenverband in Deutschland hatten. Bei diesen Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Umfrage über den Einwandererverband INTERCULTURA verteilt wurde, so dass ein erheblicher Teil der Befragten direkten oder indirekten Kontakt zu diesem Verband hatte oder aus einem Verbandsumfeld stammt. Es ist also davon auszugehen, dass der tatsächliche Prozentsatz der Einwanderer, die Kontakt zu Verbänden haben, niedriger ist als in der Umfrage angegeben.
An erster Stelle stehen die Personen, die angaben, Kontakt zu Migrantenverein Intercultura (11 Personen) gehabt zu haben, über den die Umfrage verteilt wurde. Es ist erwähnenswert, dass der Verein erst seit Oktober 2020 aktiv ist, d.h. er musste sich erst bekannt machen und seine Aktivitäten während der Pandemie entwickeln.
An zweiter Stelle stehen die katholische Kirche/Mission und das Spanischzentrum in Nürnberg (jeweils 4 Personen).
An dritter Stelle stehen der spanischsprachige Kulturverein Nürnberg (ACdHH) und das Frauenzentrum Invia. Und an vierter Stelle stehen zwei Migrantenvereine in Nürnberg: das Centro Gallego und Ceclam. Beide Vereine, die in Nürnberg eine lange Tradition haben, widmen sich in erster Linie der Verbreitung der spanischen bzw. lateinamerikanischen Kultur und nicht den Integrationsaufgaben an sich.
Anzumerken ist, dass es sich bei vielen der genannten Institutionen/Gruppierungen nicht um Migrantenverbände im eigentlichen Sinne handelt, wie z. B. die Kirche selbst, Invia, ein Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit, Kolping, ein katholischer Sozialverband, JMD, ein katholischer Jugendverband für Migranten in Nürnberg, die Gruppe Pío Pío, eine Familiengruppe, die sich im Spanischen Zentrum in Nürnberg trifft, Kolping, ein katholischer Sozialverband, JMD, ein Jugendmigrationsdienst, Internetgruppen oder die Peruaner in Nürnberg, eine Facebook-Gruppe.
Von den 26 Personen, die auf die Frage geantwortet haben, haben sechs von ihnen mehrere Verbände kontaktiert.
Andererseits wurden die Personen, die sich noch nie an einen Zuwandererverband gewandt hatten (63 %), nach den Gründen dafür gefragt.
31,25 % dieser Personen geben als Grund an, dass sie keine Migrantenvereine kennen, obwohl mehr als 70 % der Befragten in Nürnberg leben, wo es mehrere aktive Vereine gibt.
29,17 % der Befragten haben diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen, 22,92 % geben an, dass sie sie nicht gebraucht haben oder keinen Nutzen darin sehen, 8,33 % geben an, dass sie nicht wissen, welche Funktion ein Zuwandererverband hat, und 4,17 % halten ihn nicht für integrationsfördernd.
Diese Antworten zeigen auf die eine oder andere Weise ein gewisses Maß an Unwissenheit über die Existenz von Einwanderervereinigungen und deren Rolle.
Schließlich wurden Fragen zur Ausstattung des Internetzugangs und zur Nutzung sozialer Netzwerke gestellt, zwei Themen, die angesichts der Pandemie und der sozialen Distanz, in der sich die Familien befinden, noch mehr an Bedeutung gewonnen haben. Die Ergebnisse zeigen, dass 98,43 % der Befragten zu Hause Zugang zu einem PC oder Tablet mit Internetanschluss haben und dass sie aktive Nutzer sozialer Netzwerke sind, insbesondere von Facebook, gefolgt von Instagram und YouTube.
Sorgen als Elternteil
Im Rahmen des AMitE-Projekts ist es von zentraler Bedeutung, die Anliegen spanischsprachiger Migranten in Mittelfranken in ihrer Rolle als Eltern zu identifizieren.
Dazu wurden sie zu 16 geschlossenen Aspekten befragt, die sie auf einer qualitativen Skala mit den Optionen „gar nicht“, „wenig“, „regelmäßig“, „ziemlich viel“ oder „sehr viel“ bewerten sollten.
Die größte Sorge bereitet den meisten Befragten das Aufwachsen ihrer Kinder ohne Unterstützungsnetze. 79 % der Eltern sind über diesen Aspekt besorgt (59,21 % von ihnen sind sogar ziemlich oder sehr besorgt darüber).
Ein weiteres Problem, das viele Eltern fürchten, ist, dass ihr Kind ihre eigene Unsicherheit oder Frustration aufnehmt. Fünfundsiebzig Prozent der Befragten sind darüber besorgt (41 % sogar ziemlich oder sehr besorgt).
Große Sorgen bereiten auch Probleme, die auf die eine oder andere Weise mit der Sprache zusammenhängen, z. B. dass man den Kindern nicht bei den Hausaufgaben helfen kann (was mehr als 70 % der Eltern beunruhigt), dass man sich beim Kinderarzt/bei der Kindertagesstätte nicht verständigen kann oder dass die Kinder aufgrund der Kommunikationseinschränkungen der Eltern nicht die gleichen Chancen wie andere Kinder haben.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der Anlass zur Sorge gibt, ist die fehlende Möglichkeit, aktiv am schulischen und sozialen Leben des Kindes teilzunehmen. 67 % der Eltern machen sich darüber Sorgen, 38 % sogar ziemlich viel oder sehr viel. Diese Befürchtung sollte nicht aus den Augen verloren werden, denn sie betrifft die beiden grundlegenden Aspekte des Lebens eines Kindes außerhalb des Elternhauses, d.h. seine Beziehung zur Gesellschaft, in die es eingebettet ist und an der es aktiv teilhaben soll.
In den Einschätzungen der Eltern spiegeln sich auch Bedenken hinsichtlich der Weitergabe der eigenen Kultur und Sprache durch verschiedene Aspekte wider, z. B. dass das Kind die Traditionen des Landes der Eltern nicht aus erster Hand erfahren, kein Spanisch lernen oder die Werte der Herkunftskultur nicht übernehmen kann.
Ein weiteres Problem ist, dass Kinder nicht die gleichen Chancen haben wie andere Kinder, weil sie das System der Eltern nicht kennen.
Zukünftige Familien
14,06 % aller Befragten (n=128) sind entweder mit ihrem ersten Kind schwanger oder planen, in den nächsten ein bis zwei Jahren Kinder zu bekommen. Ihnen ist diese Rubrik gewidmet, denn sie sind die zukünftigen spanischsprachigen Mütter und Väter in der Region Mittelfranken. Es handelt sich um eine relativ kleine Stichprobe von 18 Personen, so dass die Ergebnisse als unterrepräsentativ angesehen werden sollten.
Die Befragten in dieser Gruppe sind überwiegend Frauen (88,9 %), zwischen 25 und 39 Jahre alt (94,44 %), verheiratet oder in einer Lebensgemeinschaft lebend (88,89 %).
77,78 % von ihnen leben in Nürnberg und 76,6 % von ihnen sind berufstätig. Nur 55,5 % von ihnen haben eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis, im Gegensatz zu 81,6 % derjenigen, die bereits Kinder haben.
Hinsichtlich der Dauer des Aufenthalts in Deutschland und des Niveaus der Deutschkenntnisse ist die Stichprobe relativ gleichmäßig auf die verschiedenen Zeitoptionen und Niveaus verteilt.
Auf die Frage, inwieweit sie sich in Deutschland integriert fühlen, fühlen sich 22 % der Befragten in dieser Gruppe ziemlich oder vollständig integriert, im Gegensatz zu den derzeitigen Eltern, bei denen dieser Wert 44,7 % beträgt. Die geringe Repräsentativität der Stichprobe erlaubt es uns nicht, kategorisch zu sagen, dass Kinder eine positive Variable bei der Integration der Eltern sind, aber sie erlaubt uns die Hypothese, dass dies der Fall ist.
Den angehenden Familien wurde die Frage gestellt: „Wenn Sie erwägen, in Deutschland Eltern zu werden, inwieweit machen Sie sich Gedanken über die folgenden Aspekte?“ und sie wurden zu denselben 16 Aspekten befragt wie die Befragten, die bereits Eltern sind, ebenfalls auf einer qualitativen Skala mit den Optionen „überhaupt nicht“, „ein wenig“, „regelmäßig“, „ziemlich viel“ oder „sehr viel“.
Der Aspekt, der die meisten künftigen Familien am meisten beunruhigt, ist die fehlende Möglichkeit, sich beim Kinderarzt, in der Kinderkrippe usw. zu verständigen. Bei denjenigen, die bereits Eltern sind, spielt diese Sorge eine weitaus geringere Rolle (fast die Hälfte von ihnen gibt an, dass dieser Aspekt sie wenig oder gar nicht beunruhigt).
Die beiden anderen Aspekte, die fast die Hälfte der künftigen Familien (47,06 %) ziemlich oder sehr beunruhigen, decken sich mit den Befürchtungen der derzeitigen Eltern und sind:
-dass das Kind die eigene Unsicherheit/Frustration bemerkt.
-Erziehung des Kindes ohne Unterstützungsnetzwerke.
Eine große Zahl der künftigen Familien ist auch ziemlich oder sehr besorgt darüber, nicht aktiv am schulischen und sozialen Leben ihres Kindes teilnehmen zu können, wie es bei denjenigen der Fall war, die bereits Kinder haben.
Die Befürchtung, dem Kind nicht bei den Hausaufgaben helfen zu können, die bei den jetzigen Eltern die zweitwichtigste Sorge war, spielt bei den angehenden Familien eine geringere Rolle, während die Sorge, dass die Kinder die Traditionen und Bräuche des Herkunftslandes nicht aus erster Hand erfahren können, für sie an Bedeutung gewinnt.
Obwohl sie in Deutschland leben und ihre Kinder vermutlich in Deutschland geboren werden, machen sich 23,53 % der zukünftigen Familien große oder sehr große Sorgen, dass ihre Kinder die deutsche Sprache nicht richtig erlernen werden, 29,41 % befürchten, dass ihr Kind aufgrund kultureller Unterschiede Schwierigkeiten haben wird, soziale Kontakte zu knüpfen, und mehr als ein Drittel befürchtet, dass sie aufgrund ihrer Zuwanderungsgeschichte diskriminiert werden.
77,78 % der künftigen Familien haben noch nie Kontakt zu einem Einwandererverein aufgenommen. Unter den Hauptgründen, dies nicht getan zu haben, sind die folgenden hervorzuheben: „Ich kenne keine“ (35,71 %), „Ich weiß nicht, welche Funktion ein Einwandererverband hat“ (28,57 %) und „Ich habe es nicht nötig oder sehe keinen Sinn darin“ (21,43 %).
Was die Ausrüstung für den Internetzugang betrifft, so haben 100 % der Befragten in dieser Gruppe zu Hause über einen Computer oder ein Tablet Zugang zum Internet. In Bezug auf die Nutzung sozialer Netzwerke ist festzustellen, dass das soziale Netzwerk Facebook im Vergleich zu anderen Nutzergruppen, wie z. B. den derzeitigen Müttern (n=65), bei denen dieses soziale Netzwerk 92,31 % der Nutzung erreicht, weniger wichtig ist.
Diese Daten (die aufgrund der Größe der Stichprobe immer mit Vorsicht zu genießen sind) stehen im Einklang mit Studien, die den Rückgang dieses sozialen Netzwerks bei jüngeren Menschen belegen. Unter den befragten werdenden Eltern fällt auch die hohe Nutzung von YouTube auf: 83 % der Befragten sind aktive Nutzer dieser Plattform.
Reflexionen
Die Umfragedaten bestätigen die Arbeitsweise des AMitE-Projekts und die Notwendigkeit, die Arbeit zur Mobilisierung und Schulung spanischsprachiger Eltern in unserer Region fortzusetzen.
Die Rolle lokaler Vereinigungen als Brückeninstitutionen mit Zugang zu Zuwanderern ist unbestreitbar, wie die hohe Beteiligung zeigt, die bei dieser Umfrage in kurzer Zeit und mit relativ wenigen Verbreitungsmitteln erreicht wurde. Es scheint jedoch auch eine Tatsache zu sein, dass die Einwandererverbände viele Einwanderer nicht erreichen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Existenz dieser Organisationen, ihre Funktionen und ihr Nutzen nicht bekannt sind. Da die spanischsprachigen Einwanderer aus Kulturen kommen, in denen es keine Tradition des Vereinswesens gibt, ist es wichtig, Informations- und Sensibilisierungsarbeit zu leisten, und dazu ist eine institutionelle Unterstützung erforderlich.
Die mangelnde Kenntnis des deutschen Systems ist einer der Aspekte, die das Wohlergehen vieler Familien beeinträchtigen. Die Eltern sind auch besorgt, dass ihre Kinder nicht die gleichen Chancen haben wie andere Kinder, weil sie das System nicht kennen. Als Multiplikatoren und Vereine müssen wir die Eltern weiterhin über das deutsche System sowie über die Kultur und Traditionen der Region informieren und schulen.
Einwandererverbände können in einigen Fällen die einzigen Einrichtungen sein, die Zugang zu den Einwanderern haben und daher eine wesentliche Rolle im Integrationsprozess vieler Familien in der Region spielen, als Bindeglied zwischen ihnen und einem System, das sie vielleicht nicht kennen, als vertrauenswürdige Personen, die die Probleme kennen, sie identifizieren können und über die notwendigen Instrumente verfügen, um die Familien bei ihrer Suche nach Lösungen zu begleiten.
Dieser Fragebogen zeigt mehrere offene Arbeitsbereiche auf, die in den Aktionsradius von Verbänden und Multiplikatoren fallen würden. Es gibt viel zu tun, aber es müssen Anstrengungen und Ressourcen investiert werden, die oft nicht zur Verfügung stehen. Zeit ist das wertvollste und knappste Gut, das es gibt. Ein zentrales Anliegen ist es, die Professionalisierung von Multiplikatoren und Migrantenvereinen zu fördern, damit sie die für die Integration spanischsprachiger Familien in Mittelfranken so notwendige Vor-Ort-Arbeit effektiv leisten können.